Info zum Vorbildzug
„Rheinpfeil“ –
vom F-Zug zum IC
Mit der Einführung ihres neuen F-Zuges
namens „Rheingold“ begann die Deutsche Bundesbahn 1951 ein
neues Zeitalter des hochwertigen Schienenpersonenverkehrs.
Der komplette Zug bestand aus innerlich und äußerlich
wiederaufgearbeiteten Schürzenschnellzugwagen der
Vorkriegszeit; ihr Äußeres fiel durch den stahlblauen
Anstrich und den in großen Lettern angeschriebenen
Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“ aus dem Rahmen des damals
üblichen. Als Überbegriff hierzu prägte die Bundesbahn 1952
den Namen „Rhein-Pfeil“. In Köln vereinigten sich die
Flügelzüge aus Hoek van Holland (F 10/9) und Dortmund (F
22/21), die bis Mainz gemeinsam am namensgebenden Rhein
entlang verkehrten und sich dann wieder auf die beiden
Flügel nach Innsbruck (F 10/9) und Basel SBB (F 22/21)
aufteilten. 1954 entfiel der Name „Rhein-Pfeil“ wieder und
beide Züge wurden ganz normal als „Rheingold-Expreß“
geführt. Stattdessen gab es nun mehrere
Schnelltriebwagenverbindungen (FT) mit dem Namen
„Rhein-Blitz“ von Dortmund nach Basel, München und Nürnberg,
während die F 9/10 Hoek van Holland – Basel und F 21/22
Dortmund – München beide als „Rheingold“ geführt wurden.
Nach der Klassenreform 1956 führten sie nur die 1.
Wagenklasse. 1958 erfolgte dann zur besseren Unterscheidung
vom „Rheingold“ die Umbenennung des F 21/22 von Dortmund
nach München in „Rheinpfeil“. Mittlerweile hatte 1957 das
TEE-Zeitalter auf Europas Schienen mit rein erstklassigen
Zügen höchsten Komforts und hoher Geschwindigkeit begonnen.
In dieses System wurden nacheinander auch die meisten
hochwertigen innerdeutschen und ins Ausland fahrenden
Fernschnellzüge integriert.
Doch zunächst machte der „Rheingold“ ab dem Sommerfahrplan
1962 eine weitreichende Änderung durch: Er war ab da nicht
nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h der
schnellste Zug auf deutschen Schienen, sondern auch der
modernste, hatte die Bundesbahn doch für ihn hochmodernes
neues Wagenmaterial für höchsten Komfort beschafft.
Basierend auf den bewährten 26,4-m-Wagen waren neue
Aushängeschilder für den Fernreiseverkehr der DB geschaffen
worden. Ihr blau-beiger Anstrich wies schon von Weitem auf
die neuen Paradezüge hin. Neben „normalen“ Abteilwagen
(Gattung Av4üm-62) – gleichwohl mit hochwertigster
Ausstattung – führte der „Rheingold“ nun auch Großraumwagen
(Ap4üm-62) mit sich. Das im wahrsten Sinne des Wortes
herausragende waren jedoch der Speise- und der
Aussichtswagen. Ersterer besaß einen zweistöckig
übereinander angeordneten Küchen- und Spülraumbereich, für
den eine Auswölbung im Dach erforderlich war
(„Buckel-Speisewagen“ Gattung WR4üm-62). Noch höher hinaus
ragte der Mittelteil des Aussichtswagens AD4üm-62, auch „DomeCar“
genannt. In diesem vollverglasten Panorama-Abteil konnten
die Reisenden die schöne Aussicht in vollen Zügen genießen
und ihren Blick beinahe unbegrezt in nahezu alle
Himmelsrichtungen schweifen lassen; in der Etage darunter
befanden sich verschiedene Diensträume. Aufgrund der
Beliebtheit der Aussichtskanzel musste die DB ihre Reisenden
schließlich bitten, die dort vorhandenen, allgemein zur
Verfügung stehenden Sitzplätze nicht als Dauerplätze zu
nutzen, sondern auch anderen Mitreisenden die Möglichkeit zu
geben, für eine kurze Weile ein „einzigartiges
Reiseerlebnis“ zu genießen. Ab 1963 wurde auch der
„Rheinpfeil“ mit dem neuen Wagenmaterial ausgestattet.
Als passende Zuglok kamen die modernen Elektrolokomotiven
der Reihe E 10.12 mit anderer Getriebeübersetzung,
Schnellfahrdrehgestellen und verkleideten Puffern zum Zug,
die aufgrund ihrer vorne windschnittig zusammenlaufenden
Fronten schnell den Spitznamen „Bügelfalte“ erhielten.
Mit diesen ebenso wie die TEE rein erstklassigen Garnituren
zeigte die DB aber gleichsam schon die Zukunft des
TEE-Verkehrs auf, ließen sich doch lokbespannte
Zuggarnituren viel besser disponieren und auf
unterschiedlich starken Reisendenandrang durch Mitnahme
weiterer oder Ausstellung nicht benötigter Wagen ausrichten.
Dementsprechend tauschten auch „Rheingold“ und „Rheinpfeil“
in Duisburg Kurswagen aus, die dann entsprechend auf der
Route des anderen Zuges weitergeführt wurden.
Das Nebeneinander von „Rheingold“ und „Rheinpfeil“ als
erstklassige F-Züge auf der einen und der ebenfalls nur die
erste Wagenklasse führenden TEE auf der anderen Seite führte
1965 schließlich zur Eingliederung der beiden Luxuszüge in
das weiter im Ausbau befindliche TEE-Netz. Aus dem F 21/22
„Rheinpfeil“ wurde der TEE 21/22 „Rheinpfeil“. Nach und nach
wurde nun auch das Äußere der Wagen und Loks an die neue
Qualitätsmarke TEE angepasst; statt Blau-Beige galt nun
Rot-Beige als chic; in der Übergangsphase kamen auch beide
Farbkombinationen gemeinsam im Zug vor, oftmals sogar noch
unterstützt durch blaue Verstärkungswagen. Am Zuglauf
zwischen Dortmund und München jedoch änderte sich nichts,
auch nicht am Wagenaustausch mit dem „Rheingold“ in
Duisburg. Dementsprechend besteht Märklins Zugpackung 26540
neben der seit 1968 als BR 112 bezeichneten Elektrolok aus
zwei Abteilwagen Avümh 111 und einem Aussichtswagen ADümh
101 mit dem „Rheinpfeil“-Zuglauf Dortmund – München sowie
dem aus dem „Rheingold“ übernommenen Speisewagen aus Hoek
van Holland. Als passende Ergänzung bieten sich der
Großraumwagen Apümh 121 (#43865) und der ebenfalls aus dem
„Rheingold“ auf den „Rheinpfeil“ übergegangene weitere
Abteilwagen Avümh 111 mit Schlusslicht (#43855) an. Noch
1971 änderte sich die Zugnummer des TEE 21/22 in TEE 26/27.
Doch bereits zu Beginn der 70er-Jahre begann der Niedergang
der TEE-Züge. „Schuld“ daran waren die ab dem Winterfahrplan
1971 neu eingeführten InterCitys (IC), die den Reisenden
ebenfalls hochwertigen, vollklimatisierten
Ausstattungsstandard und hohe Reisegeschwindigkeiten
offerierten. Sie verkehrten ab dem Fahrplanwechsel am
26.09.1971 auf vier Linien im Zweistundentakt und verbanden
33 Städte miteinander. Einer der ersten Züge, die von dieser
Entwicklung profitierten, war der „Rheinpfeil“, der nunmehr
als IC 106/107 zwischen München und über Dortmund hinaus bis
Hannover verkehrte. Neben den 112ern, die zunächst auch in
diesen Diensten eingesetzt wurden, kamen nun vor allem die
nagelneuen Schnellfahrloks der BR 103 zum Einsatz, die von
jetzt an das Bild des hochwertigen Schnellverkehrs auf
deutschen Schienen für drei Jahrzehnte prägen sollten.
1979 erweiterte die DB ihr IC-System um die zweite
Wagenklasse (IC 79; „Jede Stunde, jede Klasse“); der
„Rheinpfeil“ wurde nun zum zweiklassigen IC 108/109 mit dem
erneut ausgedehnten Laufweg Basel SBB – Hamburg-Altona.
Weniger Glück hatte der Name „Rheinpfeil“, denn schon bald
darauf, 1982, entfiel er mit Einstellung dieser Verbindung
ersatzlos.
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