Kurzinfo zum Vorbild:
Taurus
Der
Loktyp
1989 erhielt Siemens von den Spanischen
Staatsbahnen RENFE den Auftrag zum Bau von 15 modernen
Elektrolokomotiven S 252 für den wahlweisen Betrieb mit
Gleich- oder Wechselstrom. Auf ihrer Basis präsentierte
Siemens 1992 mit dem EuroSprinter einen Erprobungsträger für
neue Fahrzeugkomponenten und umweltfreundliche Materialien.
Bei der DB war diese Maschine jahrelang als Lok 127 001 im
Einsatz. Anschlussbestellungen kamen aus Griechenland (Reihe
120) sowie Portugal (Reihe LE 5600) und wiederum Spanien (S
252, Lizenzfertigung). Im August 1993 konnte 127 001 auf der
Neubaustrecke zwischen Würzburg und Fulda mit 310 km/h einen
neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.
Ausgehend von den guten Erfahrungen mit dem Prototyp
bestellte die DB für ihren schweren Güterzugverkehr und den
Reisezugverkehr den daraus weiterentwickelten Typ ES 64 F (EuroSprinter,
6400 kW, Lokkastenform F)
und stellte ihn ab 1996/97 (5 Vorausmaschinen) bzw. 1998
(Serienlieferung) als Baureihe 152 in 170 Exemplaren (152
001-170) in Dienst. Sie verfügt über eine Zugsammelschiene
für die Stromversorgung von Reisezügen, kommt aber fast nur
im Güterverkehr zum Einsatz. Ursprünglich sollten diese Loks
auch in Österreich eingesetzt werden, was aber von den ÖBB
zunächst aufgrund des nicht stoßgedämpften Tatzlager-Antriebskonzept
abgelehnt wurde.
1997 konnte Siemens dann eine Ausschreibung der
Österreichischen Bundesbahnen für 50 Lokomotiven einer neuen
Universallokbaureihe gewinnen. Hierzu wurde das
Eurosprinter-Konzept zur zweiten Generation mit
Kardan-Hohlwellen-Antrieb weiterentwickelt und auf Wunsch
der ÖBB mit anderen, abgerundeten Frontpartien versehen.
Diese von Siemens als ES 64 U2 bezeichneten und ab 2000
ausgelieferten Maschinen erhielten bei den ÖBB dann die
Einordnung in die neue Reihe 1016 (1016 001-050). Die Option
auf weitere Loks wurde in Form der Zweisystemlok der Reihe
1116 (15 kV und 25 kV für den Verkehr nach Ungarn)
eingelöst, die ab 2002 abgeliefert wurden. Sie können auf
den Streckennetzen der ÖBB, der DB und der SBB sowie in
Ungarn, Tschechien und der Slowakei verkehren. Die
Einrichtungen für die Wendezugsteuerung ermöglichen ihren
Einsatz als Universallok vor Reise- ebenso wie vor
Güterzügen. Ihr bulliges Aussehen verschaffte ihr schnell
den Spitznamen „Taurus“, der für dieses Fahrzeug sogar
geschützt ist.
Auch die ungarische Staatsbahnen MAV sowie die
österreichisch-ungarische GySEV orderten Maschinen dieses
Typs. Die DB schließlich wandelte ihre ursprünglich auf 195
Exemplare ausgelegte 152-Bestellung dahingehend ab, dass die
letzten 25 Exemplare in Form der neuen
Zweisystemlok-Baureihe 182 mit dem gleichen Lokkasten und
ähnlichem Innenleben wie die 1116 der ÖBB geliefert wurden.
Auch der hauseigene Dispolok-Mietlokpool von Siemens erhielt
ES 64 U2, die an verschiedene Bahngesellschaften wie die
Hupac, NetLog oder TX Logistics vermietet wurden und werden.
Noch einen Schritt weiter geht die ES 64 U4, die vorläufig
als Dreisystemlok gebaut wird, später aber problemlos zu
einer wirklichen Viersystemlok hochgerüstet werden kann. Die
ÖBB stellte diesen Taurus ab 2006 als Reihe 1216 in Dienst,
auch die Slowenische Eisenbahn SZ und mehrere Privatbahnen
beschafften entsprechende Maschinen.
Die Lok und ihr Einsatz
Im Zuge der
Regionalisierung und der bundesweiten Neuausschreibung von
Regionalverkehrsstrecken durch die Bundesländer verlor die
DB auch im Regionalverkehr
Leistungen an private Anbieter. Hierzu zählt auch das
aus der Essener Verkehrs-AG (EVAG) durch verschiedene
Zusammenschlüsse und Übernahmen entstandene Unternehmen
Abellio mit der 2005 gegründeten Eisenbahnsparte Abellio
Rail. Im Ruhrgebiet konnte man so die Ausschreibungen für
mehrere RB-Strecken gewinnen. Hierzu zählt u.a. das
Ruhr-Sieg-Netz mit der RB 40 Essen – Hagen, das seit 2006
von Abellio bedient wird. Hierzu wurden neue
Elektrotriebwagen vom Typ FLIRT von Stadler bestellt. Bis zu
deren Ablieferung im Sommer 2007 musste man sich jedoch mit
geliehenem Fahrzeugmaterial behelfen. Hierzu mietete man bei
Dispolok gelb-silberne Taurus-Loks vom Typ ES 64 U2, die
seitlich mit dem Abellio-Logo versehen wurden und in
Kombination mit zwei Silberlingen (davon ein Steuerwagen mit
Wittenberger Kopf) auf der RB 40 im planmäßigen Verkehr
eingesetzt wurden. Sie waren zugleich die letzten
Silberlinge im Plandienst auf deutschen Schienen, zogen
viele Eisenbahnfreunde an und brachten der Garnitur schnell
den Namen „Abellio Classic“ ein. Am 7. August 2007 wurden
sie letztmalig eingesetzt, dann erfolgte die Übernahme der
Leistungen durch die modernen FLIRTs.
Piko hat sich mit der neuen ES 64
U2-046 (alias 182 546-2) eine dieser Loks mit Abellio-Beschriftung
zum Vorbild genommen.
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